Ist Stress eigentlich gesund?
Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr Freizeit als jemals zuvor hatten. Während unsere Eltern und Großeltern noch richtig schuften mussten, liegt unsere Arbeitszeit zwischen 6 – 8 Stunden am Tag. Eine traumhafte Konstellation, dennoch steigt der Stresslevel deutlich an. Dieser Anstieg hat viele Gründe. Zu einem machen wir uns viel zu abhängig vom Smartphone oder überhaupt der ständigen Bereitschaft am Telefon und in den Sozialen Medien, was Stress besonders fördert.
Dabei stellt sich generell die Frage, ob Stress gesund ist und wenn ja, in welcher Form. Genau dieser Frage wollten wir einmal nachgehen.
Kann Stress positiv sein?
Die besten Leistungen werden unter Stress erzeugt. Deadlines fördern uns und helfen uns dabei, gute Ergebnisse zu erzielen. Studien haben immer wieder ergeben, dass der Termindruck für das Arbeiten förderlich ist. Ohne diesen Druck würde unsere Disziplin leiden und wir würden träge werden. Doch dabei entsteht auch immer wieder Stress.
Ärzte geben hierbei an, dass er per se nicht schädlich ist, er kann sogar gesund sein, allerdings muss zwischen den unterschiedlichen Arten unterteilt werden, ansonsten kann das Herz-Kreislaufsystem unter Mitleidenschaft gezogen werden. Folgt man hierbei Statistiken, haben Menschen, die einem hohem Stresslevel ausgesetzt sind, eine 43 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit an einem Herzinfarkt zu sterben.
Gleichzeitig kommen Studien zu dem Ergebnis das Stress auch als etwas Positives betrachtet werden kann und damit ein deutlich geringeres Sterberisiko besteht, als bei Menschen, die keinem Stress ausgesetzt sind.
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Was ist Stress eigentlich
Alles beginnt im Kopf. Unsere Einstellung ist es, die den Streß produziert. Eine höhere Belastung führt dazu, dass wir die Situation als Herausforderung betrachten und sogar leistungsfähiger werden. Das Herz pocht schneller, der Sauerstoff im Blut wird besser verteilt und unsere Hände werden feucht.
Da alles im Kopf beginnt, haben wir es praktisch in der Hand, wie wir mit Stress umgehen. Wer diese Anforderungen als positiv betrachtet und so im Gehirn verarbeitet, wird besser und gesünder mit Stress umzugehen. Die Herausforderungen auch unter erheblichem Zeitdruck verursachen dann keine Angst. Anders bei Menschen, die Stress im negativen Bereich ansiedeln und sich somit der Kontrolle entziehen. Interessant sind dabei die unterschiedlichen körperlichen Regungen.
Bei Personen, die Stress als positiv sehen, zeigte sich keine oder nur eine sehr geringe Blutgefäßverengung. Ganz anders bei der anderen Gruppe. Dort war die Verengung gesteigert und genau dieser Punkt steigert die Gefahr an einem Herzinfarkt zu sterben.
Die Psychische Bedeutung
Stress kann also auf unsere Psyche positiv als auch negativ wirken. Wir haben es selbst in der Hand. Diese Anspannung kann uns also gesund halten und gleichzeitig motivieren. Vielleicht können wir dabei von den Berufsspielern lernen. Denn wie Profispieler mit Stress umgehen, zeigt sich bei vielen Turnieren. Ihre Hände sind feucht, doch sie sitzen regungslos da oder übernehmen die Kontrolle, indem sie eigenen Mimiken produzieren. Obwohl es um hohe Summe geht, die sie selbst verlieren können, nutzen sie ihn als positiven Faktor und lassen sich davon nicht vom Weg abbringen.
Wie sollte ich mit Stress umgehen?
Wir haben ja nun gelernt, dass es sowohl einen positiven als auch einen negativen Weg gibt, mit Stress umzugehen. Doch so einfach scheint es nicht immer zu sein, negatives in positives umzuwandeln. Es bedarf einer gewissen Übung. Wichtig ist auch die Tätigkeit, die den Stress verursacht. Wer seine Arbeit liebt und sich damit identifizieren kann, wird auch den Stress als angenehm und etwas wünschenswertes erachten. Wer seinen Job jedoch nicht mag, wird kaum Chancen haben, den Stressfaktor in einen positiven Fakt umzuwandeln. In diesem Fall empfiehlt es sich, einen neuen Arbeitsplatz zu suchen, der nicht nur motiviert, sondern auch Freude mit sich bringt.
Ein schönes Beispiel lässt sich bei Musikern finden, die vor einem Auftritt enorm unter Stress stehen, diesen aber nicht als negativ empfinden. Das liegt daran, dass sie die Tätigkeit lieben, verinnerlicht haben und ihn nicht als Belastung, sondern als positive Ressource empfinden. Negative Gefühle, das kennen wir wohl alle, entwickeln wir häufig vor und bei Prüfungen. Doch auch hier scheint es einen einfachen Trick zu geben. Wenn wir es schaffen, uns mit dem Stoff der Prüfung zu identifizieren und das Wissen mit einer gewissen Freude verinnerlichen, kann sich der Streß positiv auswirken. Denn in diesem Fall können wir es gar nicht erwarten, die gute Note für unsere Aufopferung zu bekommen.
Stress nur eine Wahrnehmungssache
Ja, Stress ist letztlich nur eine Wahrnehmungssache und hängt davon ab, wie wir eine Tätigkeit, eine Belastung für uns persönlich identifizieren. Wenn es uns gelingt, das Geschehen als positiv, als vorteilhaft einzuordnen, können wir auch den damit in Zusammenhang stehenden Stress positiv nutzen.
Wenn uns eine Arbeit Spaß macht, empfinden wir die Belastung, die vielleicht auch mit Überstunden daher geht, als etwas Gutes. Auch deshalb, da wir entsprechende Entfaltungsmöglichkeiten haben und unsere Ideen umsetzen können. Entsteht dabei Druck, können wir sogar noch effizienter arbeiten.
Ausgleich schaffen
Dennoch scheint es bei enormem Druck wichtig, einen Ausgleich zu schaffen. Wie der aussehen kann, hängt von den eigenen Interessen ab. Der eine geht auf den Schießstand und lebt dort sein Hobby aus, der andere verbringt die Freizeit mit einem Hobby oder seiner Familie. Gelingt diese Kombination und kann der Ausgleich zu einem Druckabbau führen, ist Stress also durchaus etwas positives, das auch der eigenen Gesundheit nicht schadet.
Gelingt dieser Spagat nicht und der Streß wird weiterhin als eine negative Essenz wahrgenommen, kann das langfristig auch zu Krankheiten und seelischen Belastungen finden. Das neumodische Wort Burn-Out kommt dabei immer wieder in den Fokus. Wir müssen also schon im Vorfeld einen Weg für uns finden, die Belastungen als etwas Gutes zu deuten. Nur auf diesem Weg kann es gelingen und wir bewerten den Stress nun als eine wichtige Ressource, die uns zu neuen und guten Leistungen antreiben kann.
Manch einem können auch Entspannungsübungen helfen. Oder einfach ein langer Spaziergang durch den Regen. Bei Sonnenschein ist der Effekt gering, besser sind Spaziergänge bei Regen und trübem Wetter, die uns aufatmen lassen. Auch ein Frühstück im Freien kann uns Entspannen lassen. Es gibt viele Wege, um mit Stress positiv umzugehen. Wichtig ist, dass jeder seinen eigenen, individuellen Weg findet, mit dem die Leistung gesteigert werden kann. Stress ist also nichts Negatives, sondern eine wichtige Ressource. Wir müssen lernen, diese effektiv für uns zu nutzen.